Hochschule Karlsruhe Hochschule Karlsruhe - University of Applied Sciences
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Studierende entwickeln länderübergreifend digitale Anwendungen für die museale Vermittlung

30. April 2024

16 Studierende und fünf Dozenten aus Deutschland, Malaysia, Oman und Tunesien nahmen vom 22.04. bis zum 26.04.2024 am internationalen Workshop zu Augmented Reality an der Hochschule Karlsruhe (Die HKA) teil. Der Workshop wurde im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts VES (Virtual Exhibition Space for Technical Historical Objects) durchgeführt, eine internationale Hochschulkooperation zwischen der University of Malaysia Pahang in Malaysia, der German University of Technology in Oman, dem Institut Supérieur d'Informatique et du Multimédia de Sfax in Tunesien und der HKA, die vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) für eine Laufzeit von zwei Jahren gefördert wird.

Das Kooperationsprojekt verfolgt das Ziel, die Digitalisierung technikhistorischer Gegenstände wie zum Beispiel Maschinen, Werkzeuge, Transportmittel durch den Einsatz der AR-Technologie (Augmented Reality) zu untersuchen und voranzutreiben. AR ist die Technologie, die die physische Welt durch rechnergenerierte, wahrnehmbare digitale Objekte erweitert, um eine interaktive Anwendererfahrung in der realen Welt zu ermöglichen. Aufgrund ihrer hohen immersiven und interaktiven Fähigkeiten kann AR ein realitätsnahes Erleben komplexer Systeme aus der Technik und der Natur in einer Mixed-Reality-Umgebung ermöglichen. Dies führt zur Unterstützung der menschlichen kognitiven Fähigkeiten bei der Beobachtung des Verhaltens von komplexen und abstrakten Systemen. Durch die Implementierung von AR-Anwendungen in Kooperation mit technischen Museen aus Deutschland, Malaysia, Oman und Tunesien soll das Potenzial von AR für die digitale Transformation im kulturellen Bereich aufgezeigt werden. Mit Hilfe der zu entwickelnden Anwendungen sollen künftig Museumsbesucher:innen technikhistorische Gegenstände und deren Funktionen, die aufgrund der i. d. R. nicht funktionierenden Exponate schwer zu verstehen sind, greifbar und interaktiv in digitaler Form erleben können. Damit wird der Besuch von technischen Museen zu einem Erlebnis und vor allem für Kinder und junge Leute attraktiver. Eine Besonderheit des VES-Projekts besteht darin, dass an der Projektdurchführung ausschließlich Studierende der beteiligten Hochschulen mitwirken dürfen. Pro Projektjahr werden vier Teilprojekte zur Implementierung von AR-Applikationen jeweils durch ein hochschulübergreifendes Team aus vier Studierenden in Zusammenarbeit mit einem technischen Museum aus einem Partnerland durchgeführt. Die Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten findet in hybrider Form online und in Präsenz statt. Pro Projektjahr werden vier Workshops an den jeweiligen Partnerhochschulen in Deutschland, Malaysia, Oman und Tunesien unter der Beteiligung aller Studierenden abgehalten, um die Projektergebnisse dem Fachpublikum und Experten zu präsentieren und mit ihnen zu diskutieren. Somit haben die Studierenden die Möglichkeit, sich sowohl fachliche als auch für das Berufsleben wichtige interkulturelle und internationale Kompetenzen anzueignen. 

Erstes Projektjahr 2023 konnte erfolgreich abgeschlossen werden

Im Projektjahr 2023 konnten vier AR-Anwendungen durch vier hochschulübergreifende Projektgruppen, die aus 16 Studierenden aller vier Länder bestanden, erfolgreich entwickelt und implementiert werden. In Zusammenarbeit mit dem technischen Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie wurde eine interaktive AR-Applikation für die 3D-Visualisierung einer historische Friktionsspindelpresse für die Herstellung von Schmuckstücken aus dem Jahr 1930 entwickelt. Im Rahmen der Kooperation mit dem Bergbaumuseum „Malaysia Sungai Lembing Museum“ wurde eine AR-Applikation zur Digitalisierung einer historischen Bergbaudraisine entwickelt. Die dritte entwickelte AR-Anwendung zur digitalen Erläuterung der Funktionalitäten eines historischen Kolbenbewässerungssystems konnte mit dem History of Science Center in Oman implementiert werden. Mit der vierten AR-Applikation wurde das historische und traditionelle Fischereisystem „Sharfia“, das in Tunesien seit Jahrhunderten angewendet wird und als immaterielles Kulturwelterbe der UNESCO gilt, in Zusammenarbeit mit der Tunesischen Agentur für die Entwicklung des nationalen Erbes und die Förderung der Kultur digital zum Leben erweckt.               

Das zweite Projektjahr 2024 startet mit vier neuen Projekten

In diesem Projektjahr 2024 wurden vier neue Teilprojekte zur Entwicklung von AR-Anwendungen für historische technische Gegenstände in Kooperation mit vier technischen Museen aus den Partnerländern initiiert. Zur Bearbeitung der Teilprojekte beteiligen sich 16 Studierende aus den Partnerhochulen, die vier hochschulübergreifende Teams bilden. Im Teilprojekt „AR-App Guilloché Machine“ wird in Zusammenarbeit mit dem technischen Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie eine AR-Anwendung zur digitalen Visualisierung und Animation einer historischen Maschine zum Guillochieren (Verzierung) von Uhrenzifferblättern mit speziellen Ornamenten entwickelt. Das Teilprojekt „AR-App Compass“ beschäftigt sich mit der Entwicklung einer AR-Applikation zur Digitalisierung eines historischen maritimen Kompasses in Kooperation mit dem Maritime Museum Sur aus dem Oman. Eine interaktive AR-Anwendung zur greifbaren Erläuterung der Funktionaltäten des historischen Schienenfahrzeugs „Jungle Train“ wird im Rahmen des dritten Teilprojekts mit dem Sultan Abu Bakar Museum aus Malaysia implementiert. Die digitale Rekonstruktion einer historischen hydraulischen Turbine aus der Antike zur Visualisierung der technologischen Errungenschaften dieser Epoche soll im Rahmen des vierten Teilprojekts „AR-App Hydraulic Turbine“ mit der Tunesischen Agentur für die Entwicklung des nationalen Erbes und die Förderung der Kultur umgesetzt werden.

Mit der Durchführung des internationalen Workshops vom 22.04. bis zum 26.04.2024 an der Hochschule Karlsruhe wurde die erste Phase des VES-Projektjahrs 2024 für alle Studierenden offiziell gestartet. Der Schwerpunkt der ersten Projektphase liegt auf der digitalen Rekonstruktion der historischen technischen Objekte. Diese Aufgabe ist für die Studierenden sehr herausfordernd, da i. d. R. nur historische Informationen in textueller Form und Handskizzen vorliegen und als Grundlage zur Erstellung der digitalen 3D-Modelle verwendet werden können. Daher müssen die Studierenden zur digitalen Rekonstruktion der Objekte auf moderne Technologien wie z. B. 3D-Scanner und CAD-Anwendungen zurückgreifen. Der Präsenz Workshop an der Hochschule Karlsruhe hat dazu gedient, dass die Studierenden sich persönlich kennengelernt und ihre zukünftige Zusammenarbeit im Rahmen des VES-Projekts organisatorisch, inhaltlich und fachlich abgestimmt haben. Hierzu wurde der Workshop durch mehrere kulturelle und Teambuilding-Maßnahmen begleitet. Durch den Besuch des technischen Museums der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie konnten die Projektteilnehmer einen Einblick in die interessante and lange Geschichte der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie erhalten. Der nächste Projektmeilenstein wird der Projektworkshop an der University Malaysia Pahang sein, dieser findet vom 09.09. bis zum 13.09.2024 unter der Beteiligung aller Projektteilnehmer statt. in diesem Workshop werden die Ergebnisse der ersten Projektphase präsentiert und diskutiert.

Kontakt

Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik
Professor für Digitalisierung in der Produktentstehung
Prof. Dr. Fahmi Bellalouna

Tel.: +49 721 925-1862
fahmi.bellalounaspam prevention@h-ka.de